Rezension von SubTerraMachIneA auf Musikzirkus-Magazin.de

Stefan Schelle vom Musikzirkus-Magazin hat eine freundliche Rezension geschrieben. Hier ist sie:

Gerd Weyhing – SubTerraMachineA
Eigenvertrieb (2019)

(3 Stücke, 37:49 Minuten Spielzeit)
Der aus der Pfalz stammende Gerd Weyhing ist Komponist und Musiker in den Bereichen Progressive Rock, Ambient, Drone, Soundscapes und Electronic Music. Er ist Multiinstrumentalist und beherrscht Akkordeon, Klarinette, Tasteninstrumente, Gitarre und Schlagzeug. Zu seinen Inspirationen zählen u.a. die Beatles, Mike Oldfield, King Crimson, Gentle Giant, Genesis, Magma, Klaus Schulze, Steve Reich und Nik Bärtsch’s Ronin. Bereits im Jahr 2018 ist dieses Werk erschienen, das mir aber erst vor kurzem ins Haus flatterte.

In den 90ern war er als Gitarrist, Sänger und Komponist/Texter der Progessive-Band „Brightness Falls“ tätig, (benannt nach einem Stück von Robert Fripp und David Sylvian). Die Band spielte u.a. auf der ProgParade#1 in Bonn, löste sich aber nach einigen Jahren auf. Die Überreste machten (hauptsächlich ohne Gerd) unter dem Namen „B4 Sunrise“ weiter, bestehend aus Reinhold Krämer, Wolfgang Bechtluft, Michael Brückner etc.

Gerd Weyhing hat bereits einige Alben veröffentlicht, von denen „The Secret Life Of The Fireflies“, „Live in Koblenz – 03.09.2016“ sowie das aktuelle Album „SubTerraMachIneA“ (erschienen am 07.12.2018) auf Bandcamp downgeloaded werden können.

Drei Longtracks befinden sich auf dem mehr als einstündigen Album. Gerd hat sich fünf Jahre Zeit für die Produktion genommen, da er alles im Alleingang eingespielt hat.

Das Album beginnt mit dem 30:22minütigen Stück „The Tree“. Dem Stück liegt die Thematik einer riesigen, ca. 300 Jahren alten Eiche zugrunde, die im Jahr 1994 von Unbekannten mit einem tiefen Schnitt verletzt wurde. Das führte dazu, dass die Wasserzufuhr des Baumes nicht mehr ausreichend funktionierte und er langsam abstarb. Es blieb nichts anderes übrig als ihn im Jahr 2011 zu fällen. Unfassbar, dass es Menschen gibt die so etwas vollbringen können.

„The Tree“ beginnt mit einem recht einfachen Pianomotiv. Nach gut einer Minute kommt aber eine Melodielinie auf, unterstützt von Schlagzeug, Gitarre, Bass und weiteren Instrumenten, die ein gewisses Mike Oldfield-Flair verströmen. Gerd variiert die Harmonien und verflechtet sie wie es auch Oldfield auf seinen frühen Alben vermochte. Im Verlauf wechselt Gerd auch die Dynamik und den Rhythmus, was bei mir die Assoziation erweckt, wie der Baum in Panik gerät und zu Kämpfen beginnt. Aber auch eine gewisse Trauer scheint in den Klängen enthalten zu sein. Das klingt sehr atmosphärisch und wer die Oldfield-Frühwerke oder die stilistisch ähnlichen Alben des Briten Robert Reed mag, der wird hier voll auf seine Kosten kommen, auch wenn die Klangqualität nicht so transparent wie beim großen Briten rüberkommt.

Kühler und leicht monotoner, mit recht ambienten Strukturen, wirkt das zweite Stück „Clockwork For Uncertain Times“. In diesem 24:20minütigen Stück kommen weniger Instrumente, wie in „The Tree“ zum Einsatz. Auch ist die Nähe zu Mike Oldfield nun nicht mehr herauszuhören. Vielmehr verortet Gerd Weyhing dieses Stück in der elektronischen Ambientmusik. Durch den Rhythmus und die sich wiederholenden Klangfolgen wirkt es wie ein stetig arbeitendes Uhrwerk. Im weiteren Verlauf kommen dann aber weitere Harmonien und Klangfarben sowie die Steigerung der Dynamik hinzu, ohne aber die ambienten Strukturen zu durchbrechen.

Das Album wird mit dem 12:37minütigen „Silence And Ecstasy“ beendet. In diesem Stück hat Gerd Weyhing versucht eine 30 Kilometer lange Mountainbike-Tour zu vertonen. Dabei wird musikalisch der Anstieg zu einem Aussichtspunkt sowie eine schnelle Bergabfahrt, die am Ausgangspunkt endet, dargestellt. Mit einem Basslauf beginnt dieser Track, der sich dann in leicht Crimsonesquen Gefilden bewegt, während die Gitarre mich dann doch wieder etwas an Oldfield erinnert. Nach einigen Momenten geht der Track ganz gut ab (wird streckenweise gar krautig) und bleibt dabei immer melodiös. Das wirkt nicht verkopft sondern ist trotz seiner Komplexität eingängig.

Gerd Weyhing ist mit „SubTerraMachIneA“ ein abwechslungsreiches Album gelungen, das mit drei Longtracks, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aufwartet. Dabei bewegt sich der Multiinstrumentalist zwischen Mike Oldfield, King Crimson und elektronischem Ambient. Ein schönes Album, das den Progfreund ebenso ansprechen wird, wie den Freund elektronischer Musik.

Stephan Schelle, März 2020