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Thoralf Koss hat auf musikreviews.de eine Rezension CD “the hidden symmetry” geschrieben. Danke!
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Artist: Gerd Weyhing
Album: The Hidden Symmetry
Medium: CD
Stil: Gerdskis Frippertronics- & T-Dream-Ausflüge in die Soundscape-Klanglandschaften
Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 72:05
Erschienen: 20.04.2012

GERD WEYHING, kurz „Gerdski“ genannt, ist bei ROBERT FRIPP zur Schule gegangen!!!
Aber keine Angst, was hier gerade wie ein Joke des Kritikers über einen Gitarristen erscheint, der wie die deutsche Ausgabe des FRIPPertronics-Erfinders klingt, ist tatsächlich wahr. Und während mir vor ein paar Tagen mit „Deep“ eine weitere CD, die ich von STICK MEN besprechen soll und hinter der sich die pure KING CRIMSON-Reinkarnation von 2 KC-Mitgliedern (TONY LEVIN & PAT MASTELOTTO) und dem Deutschen MARKUS REUTER, ebenfalls ein Robert-Fripp-Schüler, verbirgt, ins Haus flatterte, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein Weyhing die Gitarrenparts auf „Deep“ wirklich locker in ganz ähnlicher Qualität hingezaubert hätte wie ein Reuter.

Doch was sind eigentlich die Frippertronics, denen ein GERD WEYHING mit seiner ganzen Musiker-Seele scheinbar verfallen ist?
Nicht jeder wird wohl wissen, was sich der musikalische Tausendsassa Fripp in dieser Beziehung einfallen ließ. Darum hier der Versuch einer kurzen Erklärung: Anfangs benutzte Fripp zwei Tonbandgeräte, bei dem das erste das Eingangssignal des Instruments (Gitarre) aufzeichnete, das dann mit dem zweiten Tonband kombiniert wurde, um eine sich ständig wiederholende, aber im Tempo variierende „Tonschleife“ (kurz: Loop) zu erzeugen. Mit neuerer Technik und durch den Einsatz von Gitarren-Synthesizern wurden später diese Loops ohne mechanische Geräte erzeugt, allerdings verpasste Fripp dieser neuen Methode auch einen neuen Begriff: „Soundscapes“ (ein englisches Kunstwort, das aus Sound =Klang= und Landscape =Landschaft= zu Klanglandschaft zusammengesetzt wird).

An dieser Art von Klanglandschaft-„Musik“ scheiden sich noch heute viele Kritiker-Geister und um es noch kürzer zu machen, kann man diese Deutungsweisen auf zwei Nenner bringen:
1. Hier gibt’s atmosphärische Musik zu erleben, die man tausendmal hören kann und die einem nie langweilig wird.
2. Hier gibt’s eintönige Musik zu hören, die einen von Anfang an nur langweilt, weil sie nicht auf Rhythmen, sondern eine recht gleichbleibende Stimmung setzt.
Ja, so nah liegen mal wieder Genialität und Wahnsinn beieinander. Und so nah liegen auch ROBERT FRIPP und GERD WEYHING beieinander. Und die CD „The Hidden Symmetry“ ist der lebendige 72-minütige Beweis dafür. Drei Traumreisen in die instrumentalen Klangwelten der Loops und Soundscapes, aber auch der Minimal-Music im besten (Steve) REICHschen Sinne. Musik, die eigentlich nicht nur für irgendwelche Prog-Heads und Crimsonraner geschaffen wurde, sondern für Menschen, die heutzutage noch den Mut aufbringen, sich der alltäglichen Hektik durch die totale Hingabe zur Ruhe zu entziehen. Dazu gehört mehr, als vielen von uns lieb ist. Der Fernseher muss aus bleiben, das Hirn entmüllt und die Kopfhörer vorgekramt werden. Und dann kann sie endlich beginnen, die Reise durch Raum und Zeit, eingehüllt in uns umschwebende Töne und Noten, jenseits von Gut und Böse, dafür aber nie wirklich laut, doch immer leise-atmosphärisch und trotzdem spannend.

„Icyclokinesis“ beginnt anmutig schwebend und kurze Zeit später mit typischen Fripp-Soundscapes. Doch bereits nach sechs Minuten wartet der Song mit einer echten Überraschung auf, denn nun ändert sich die Musik in typische E-Sphären, wie wir sie von TANGERINE DREAM zu ihren „Tangram“-Zeiten (1980) kennen. Noch aufregender aber wird es, wenn nach etwa 10 Minuten sich plötzlich die Fripp-Loops mit den TD-Electronics vereinen. Da würde wohl selbst ein Fripp Augen und Ohren machen, während zärtliche Erinnerungen bei ihm wach werden an seine „No Pussyfooting“-Zeiten, in denen er mit BRIAN Peter George St. John le Baptiste de la Salle ENO gemeinsam durch die Soundscapes wanderte.

Auch „Mutilated Serenity“ beginnt ähnlich verhalten wie der erste Song – doch diesmal kippt die Stimmung in eine völlig andere Ecke. Nun durchwandert der Hörer eine Art Albtraum-Landschaft, die von einem bedrohlichen Bass-Unterton erzeugt wird, und in der sternschnuppengleich immer wieder Soundscapes und Loops auftauchen. Es ist wirklich seltsam, aber auch hier überkommen mich Erinnerungen an TANGERINE DREAM, allerdings an deren frühe, ganz finstere Zeiten, als ihre Alben noch etwas Bedrohlich-Düsteres hatten. In diesem Falle also die „Zeit“ (1972) von „Atem“ (1973)!

Der letzte Song klingt wie „Unter Wasser“ oder besser nach einem U-Boot, das auf dem Meeresboden manövrierunfähig fest sitzt und seine Signale an die Außenwelt zu senden versucht. Ganz ähnlich fing auch „Das Boot“ von U96 an, dem Soundtrack zum Film, in dem eine ganz ähnliche Szene auftritt, bei der sich der nuschelnde Schauspieler und später auch nuschelnde Sänger GRÖNEMEYER als Kriegsberichterstatter vor Angst in die Hose pinkelte. Die Situation im letzten Song des Albums ist akustisch gänzlich die gleiche: bedrohlich, beängstigend, aussichtslos und in ihrer hoffnungslos erscheinenden Eintönigkeit an den Nerven zerrend. Allerdings übertreibt es Gerdski aus meiner Sicht mit dieser Eintönigkeit die ersten 6 Minuten lang in „Dubh Artach“ doch ein wenig. Da plingt und basswabert es zwar laufend, aber es passiert einfach nichts wirklich Dolles. Wiederholung statt Abwechslung, das mochte ich schon in der Schule nicht so richtig. Endlich aber erhebt sich unser hoffnungslos festsitzendes Musik-U-Boot langsam doch und steigt verhalten und ein wenig behäbig in Richtung Wasser-Oberfläche. Der Blick nach oben verrät durch Lichtsignale, dass wir bald die Wasseroberfläche erreichen, und mitten in Dubh Artach, einer schottischen Felsinsel, auf der ein einsamer Leuchtturm uns den Weg weist, ankommen. Die langsam anschwellende, immer dynamischer werdende Musik verheißt die Rettung aus der Finsternis und verdammt diese anfänglich beängstigende Dub(h)-Musik in himmlische, etwas wolkenverhangene Sphären, aus denen der eine oder andere Gitarren-Stern uns den Weg weist. Und wen interessieren sollte, wie diese U-Boot-Reise hin zu der Inselgruppe der Inneren Hebriden klingt, der darf in seiner Neugier einfach diesen roten “Dubh Artach“-Link aufleuchten lassen, um die bis dato modernste Version dieses Leuchtturm-Epos zu bestaunen, in der uns nunmehr auch Gewitterstürme und Wasserrauschen zu Ohren kommen.

Wessen Neugier jetzt nicht endgültig geweckt sein sollte, der gehört garantiert zur Kategorie 2, also den Soundscape-Gelangweilten. Schade, euch entgeht etwas, garantiert! Für „Kategorie 1“-Anhänger gilt aber auch noch eine besondere Empfehlung – nämlich Sch(r)ottland, wohl eine kleine Anspielung, in der dieser recht ruhelose deutsche Gitarrist seine Zeit in Schott- und seine Musik, den Schrott ;-), in einem Land vereint. Hier darf der neugierig gewordene Leser und Hörer auch erfahren, wie es Gerdski sogar auf einer Internetplattform bis in die Entspannungs- und Esoterik-Musik-Ecke schaffen konnte. Herzlichen Glückwunsch, kann man da nur sagen – solange sich Gerd nicht wie ein OLIVER SHANTI über kleine Kinder hermacht, ist das doch tatsächlich schon wieder ein gewisses Qualitätsmerkmal! Genauso wie die Tatsache, dass GERD WEYHING seine CD mit der Creative-Commons-Lizens versehen ließ, so dass sie immer und überall auch öffentlich gespielt werden darf, ohne dass die GEMA ihre schreckliche, profitgeilen Kraken-Hände danach ausstreckt.

FAZIT (in eigenen Gerdski-Worten):
„Es ist interessant (und auch schön!), dass ich oft von Menschen höre, meine Musik wäre sehr entspannend, aber dabei gleichzeitig auch bewegt und aufwühlend. Seit über 30 Jahren versuche ich, Musik zu machen, die gut IST und gut KLINGT… es ist wunderbar, dass sie (auch) gut TUT.
Das hat sicher mit den repetitiven, sich wiederholenden Texturen / Patterns zu tun, die sich auf verschiedenen Ebenen entwickeln und verändern. Sicher aber auch nicht zuletzt damit, dass die Stücke 20-30 Minuten lang sind und genug Zeit haben, um sich zu entwickeln … und den Hörer dabei gleich mitnehmen.“

Mein FAZIT:
Recht hat er – der Gerdski!

Thoralf Koss hat auf musikreviews.de eine Rezension CD “the hidden symmetry” geschrieben. Danke!
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